Vortrag

Südosteuropäische Minderheiten in der Ukraine

Vortragender: Prof. Dr. Thede Kahl, Jena/Wien

Zur Situation der Griechen von Mariupol, der Bessarabischen Bulgaren und der südukrainischen Albaner.

Die südliche Ukraine zeichnet sich durch eine beachtliche ethnische und sprachliche Vielfalt aus und beherbergt ethnische Gruppen, die aus dem Balkanraum eingewandert sind. Neben den durch Migration bedingten Ansiedlungen unterschiedlicher Ethnien haben der Wechsel der staatlichen Zugehörigkeiten (Osmanisches Reich, Russland, Habsburgermonarchie, Donaufürstentümer, Sowjetunion, Ukraine) und politische Konflikte in dieser Region wiederholt zu politisch motivierten Umsiedlungen und Vertreibungen geführt. Mit der Ausdehnung des Zarenreiches verließen viele alteingesessene Tataren und Türken die Region, und die orthodoxen Christen wurden zur Mehrheit. Ab 1824 initiierte die russische Regierung Kolonisierungsmaßnahmen und warb bulgarische, gagausische, deutsche, ukrainische und russische Kolonisten an, indem sie Land und Privilegien zur Verfügung stellte. Während der Existenz Großrumäniens (1918-1940) erlebte Bessarabien eine intensive Wiederbelebung und Verbreitung der rumänischen Sprache und eine Zuwanderung von Rumänen/Moldauern. In der sowjetischen Ära veränderte sich die ethnische Struktur erneut erheblich, nicht zuletzt aufgrund der Ansiedlung von Ukrainern und Russen. Seit Februar 2022 haben Kampfhandlungen zu weiteren umfangreichen Auswanderungen geführt, wobei die jeweiligen Minderheiten vielfach Zuflucht in ihren alten Herkunftsregionen gefunden haben.

Der Balkanologe Prof. Dr. Thede KAHL führte zahlreiche Forschungsreisen in die multiethnischen Regionen der Südukraine durch, auch nach Beginn der Kriegshandlungen. Für seinen heutigen Vortrag hat er Sprecher der Balkansprachen interviewt, insbesondere die Griechen von Mariupol, die bessarabischen und taurischen Bulgaren sowie die Albaner im Hinterland von Odessa und entlang der Küste des Asowschen Meeres. In seinem Vortrag wird er eine Vorstellung der historischen und aktuellen Situation dieser Minderheiten, ihrer Kulturen und Sprachen, vermitteln.

Am 23.11.2023, 18:00 Uhr

Ort: F4, Fürstenberghaus am Domplatz, 48143 Münster

ZS Münster