Vortrag

Fleisch exportieren, Antisemitismus importieren: Rumänische Antisemiten und die Wiener Christlichsozialen in den 1890er Jahren

Vortragende: Dr. Andreea Kaltenbrunner, Regensburg

    Andreea Kaltenbrunner zeigt in ihrem Vortrag, wie sich transnationaler Antisemitismus und ökonomische Modernisierungsbestrebungen im späten 19. Jahrhundert vermengten. Eine Kampagne gegen jüdische Fleischer und der Bau eines neuen Schlachthofs in Iași im Osten Rumäniens führte in den 1890er Jahren zu intensivierten Kontakten zwischen rumänischen und Wiener Antisemiten, allen voran Karl Lueger. Aufbauend auf Hillel J. Kievals These zum transnationalen Ideenmarkt im späten 19. Jahrhundert wird der Antisemitismus als Bindeglied analysiert, der zur Überwindung der protektionistischen Wirtschaftspolitik und zur Förderung des Fleischhandels zwischen Iași und Wien instrumentalisiert wurde. Die Modernisierung des rumänischen Fleischmarkts resultierte schließlich in einer spezifischen lokalen Variante des Luegerismus.

    Dr. Andreea Kaltenbrunner ist Akademische Rätin am Lehrstuhl für Geschichte Südost- und Osteuropas an der Universität Regensburg. Sie studierte Geschichte und Slawistik an der Universität Wien, wo sie 2019 mit einer Studie über die altkalendaristische Bewegung im Rumänien der Zwischenkriegszeit promovierte. Ihr Forschungsinteresse gilt der Verflechtungsgeschichte Ost- und Südosteuropas, insbesondere der jüdischen und rumänischen Geschichte.In ihren Publikationen beschäftigte sie sich mit Antisemitismus und der Politik der Zwischenkriegszeit in Rumänien. Ihr aktuelles Buchprojekt befasst sich mit der Geschichte des modernen Antisemitismus in Europa. Als Fallstudie untersucht sie die transnationale Vernetzung rumänischer Antisemiten vom späten 19. Jahrhundert bis zur Zwischenkriegszeit.
     

    Kontakt: maner@uni-mainz.de

    Am 04.06.2024, 18:15 Uhr

    Ort: Raum P 203, Philosophicum, JGU Mainz, Jakob-Welder-Weg 18, 55128 Mainz

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