Zwischen Akzeptanz und Distanzierung? Das Zusammenleben der Ethnien in der Bukowina bis 1944
Vortragende: PD Dr. Mariana Hausleitner, Berlin
Im Rückblick erschufen die Schriftsteller Karl Emil Franzos, Rose Ausländer, Paul Celan und andere in ihren Werken ein recht positives Bild vom Zusammenleben der fünf Ethnien in der Bukowina. Bei genauerer Untersuchung der sozialen und politischen Beziehungen verändert sich das Bild. Die Polizeiakten in den Archiven von Czernowitz und Bukarest präsentieren für die Zeit nach 1918 ein gespanntes Verhältnis der Behörden zu den Nichtrumänen. Die Ukrainer, Juden, Deutsche und Polen stellten über die Hälfte der Bevölkerung. Czernowitz war nach 1918 die drittgrößte Stadt Rumäniens und eine moderne Insel in einer ländlich geprägten Provinz. Seit der Weltwirtschaftskrise von 1929 mobilisierten die politischen Verbände der Städter verarmte Bauern gegen die jüdische Bevölkerung. Dieser Konflikt endete 1941 mit der Deportation fast aller Juden in das rumänische Besatzungsgebiet Transnistrien, wo ein Drittel der Deportierten durch Hunger und Mangelkrankheiten umkam.
Dr. Mariana Hausleitner, Privatdozentin an der FU Berlin. Zum Thema des Vortrags hat sie eine Reihe von Monografien vorgelegt: Die Rumänisierung der Bukowina. Die Durchsetzung des nationalstaatlichen Anspruchs Großrumäniens 1918-1944, München 2001; Deutsche und Juden in Bessarabien 1814-1941. Zur Minderheiterpolitik Russlands und Großrumäniens, München 2005; Eine Atmosphäre von Hoffnung und Zuversicht. Hilfe für verfolgte Juden in Rumänien, Transnistrien und Nordsiebenbürgen 1940-1944. Berlin 2020; Selbstbehauptung gegen staatliche Zwangsmaßnahmen. Juden und Deutsche in Rumänien seit 1830. Berlin 2021.
Am 30.05.2022, 19:00 Uhr
Ort: Synagoge Mainz-Weisenau
In Kooperation mit:
Förderverein Synagoge MZ-Weisenau
Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Historisches Seminar, Arbeitsbereich Osteuropäische Geschichte