Systemische Korruption ist, wenn man trotzdem lacht. Staatskultur in Kroatien
Vortragender: Tim Huyeng, Bonn
Wer zu Korruption und informellen Strukturen über Stichworte wie Klientelismus, Nepotismus und Mafia in Universitätsbibliotheken recherchiert, könnte leicht dem Trugschluss erliegen, dass dieses Thema jeglichen Sinns für Humor entbehrt. Setzt man jedoch die Methoden der qualitativen Sozialforschung ein und untersucht das Phänomen unabhängig von gängigen Konzepten und Theorien (Grounded Theory Approach), zeigt sich, dass die humoristische Verarbeitung der Korruption in Kroatien allgegenwärtig ist ...
Tim Huyeng ist Soziologe und wissenschaftlicher Mitarbeiter in Bonn – sowohl am Lehrstuhl für Kultursoziologie als auch am verfassungsrechtlich ausgerichteten Forschungskolleg für normative Gesellschaftsgrundlagen. In seiner Forschung befasst er sich mit informellen Institutionen und Korruption. Sein Promotionsprojekt zeigt am Beispiel der kroatischen Gesellschaft, wie sich Vorstellungen über das „eigentliche Funktionieren“ des Staates verfestigen, wie sie vermittelt werden und sich im Handeln der Akteure äußern. Der Vortrag wird zeigen, dass Informalität ganz wesentlich auf Humor angewiesen ist. Das gilt für das Vermitteln informeller Praktiken (beispielsweise von Generation zu Generation), für Strategien ihrer Anbahnung wie auch für ihre kulturellen Verarbeitung.
Über das Konzept der „Staatskultur“ wird der präsentierte Spaß in den ernsten Kontext einer größeren Forschungsstrategie eingebettet.
Moderation: Prof. Klaus Buchenau
Am 20.11.2024, 18:30 Uhr
Ort: Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung, Raum 017, Landshuter Straße 4, 93047 Regensburg