Warum gehen, warum bleiben? Muslimische Auswanderung aus dem post-osmanischen Südosteuropa und die Diskussionen darüber: der Fall Bosnien
Vortragender: Simon Trunk, Berlin
Als dem Osmanischen Reich im Laufe des 19. und frühen 20. Jahrhunderts immer größere Teile Südosteuropas verloren gingen, hatte dies einschneidende Auswirkungen auf die dortigen muslimischen Bevölkerungsgruppen, von denen viele auswanderten und teilweise auch vertrieben wurden. Ein besonderer Fall dieser vielgestaltigen Migration aus dem post-osmanischen Südosteuropa steht im Zentrum des Vortrags, der auf meinem laufenden Promotionsprojekt basiert. Zum einen befand sich Bosnien ab 1878 als von Österreich-Ungarn okkupierte und verwaltete osmanische Provinz in einer besonderen politischen Situation. Zum anderen verließ eine signifikante Minderheit der bosnischen Muslime ihre Heimat in Richtung Osmanisches Reich, obwohl es hier keine Vertreibungen gab und sich fast alle maßgeblichen Kräfte gegen die Auswanderung wandten. In meinem Vortrag werde ich die Geschichte der muslimischen Auswanderung aus Bosnien skizzieren, ihre Besonderheiten herausarbeiten und eine Reihe zentraler Fragen diskutieren: Welche Faktoren beeinflussten die muslimische Auswanderung aus Bosnien? Wie wurde über die Frage der Auswanderung diskutiert und welche Rolle spielten Religion und Identitätsfragen? Welchen Einfluss hatte der besondere, ungeklärte Status Bosniens zwischen zwei Imperien auf die Auswanderungsfrage? Welche Auswirkungen hatte die muslimische Auswanderung aus Bosnien und die Debatten darüber in Bosnien und im weiteren (post-)osmanischen Raum?
Am 26.11.2024, 18:00 Uhr
Ort: Philosophikum I, Haus E, Raum 209, Justus-Liebig-Universität Gießen